Mittwoch, 29. Januar 2014

Abenteuer Athen

Athen I

 

Die Zugfahrt nach Athen findet zum größten Teil im Dukeln statt. Endlich in der griechischen Hauptstadt angekommen nehme ich die Metro zum Hostel. Dann wird erstmal geschlafen, mehr ist am ersten Abnd nicht zu holen. Athen ist der Ausgangspunkt um wenigstens eine der vielen griechischen Inseln zu entdecken. Also fahre ich am nächsten Tag nach Piräus, Athens Hafen, um mir ein Ticket nach Santorini zu holen. Piräus ist nur eine Metrofahrt von der Innenstadt entfernt und mein Aufenthalt in Santorini gesichert. Danach geht es mit der Metro zurück. Und jetzt beginnt das große Spiel der unglücklichen Zufälle - wäre heute nicht Waschtag, hätte ich eine Hose mit Taschen angehabt, und wäre ich zum Hostel und nicht in den Park gefahren, wäre ich nicht allein mitten in einem Park in Athens Innenstadt gelandet und wäre vielleicht nicht überfallen worden und mein iPhone wäre vielleicht nicht geklaut wurden - ist es aber.

der Tatort: Hügel im Hintergrund

Es folgt Polizei vor Ort, und dann noch mehr Polizei auf dem Präsidium. Wäre natürlich sehr hilfreich wenn ich mein Telefon online orten könnte, ein Versuch wäre es wert und Zeit ist in diesem Fall Geld, doch die Polizei in Griechenland hat kein Internet. Das ist (leider) kein Scherz!
Als ich am Abend endlich wieder im Hostel bin, schlägt die moderne Kommunikationskultur mit voller brutaler Keuler zu, denn hier gibt es keine Computer nur wifi - und das kann ich nun ohne Endgerät nicht mehr nutzen... Aber die menschlichen Ressourcen hier sind immer noch die besten und so kann ich mit dem Festnetztelefon zu Hause anrufen und bescheid geben. Die nächsten zwei Tage in Athen sind nicht wirklich ereignissreich, denn nach diesem nicht all zu kleinen Schock ist meine Unternehmungslust etwas herabgesetzt. Mein Bewegungsradius orientiert sich an der scheinbar sicheren Nähe um Hostel. Höchste Zeit nach Santorini zu fahren und sich dort etwas, Strand, Sonne und Seelenfreiden zu gönnen! Und das mache ich auch!

Im Moment ist mir Athen so am Liebsten -
von der Ferne
   
04 Tage | 03 Nächte || 06|10|2013 - 09|10|2013

Athen II

 

Zurück aus Santorini bin ich nicht nur brauner, sondern auch erholter und habe mich mt meiner neuen internet- und kommunikationslosen Situation abgefunden. Nami, Aihnoa und Tristan sind mit der selben Nachtfähre zurück gekommen und so können wir noch einen gemeinsamen Tag in Athen verbringen, bevor die beiden Mädels zurück nach London fliegen. Wir laufen durch die labyrinthartigen Gassen in Plaka, und schauen uns die vielen kleinen Straßenstände in Monastiraki an. In Athen stolpert man bei solchen Stadtrundgängen ständig über antike Ruinen.

Stadtzentrum
oder Ausgrabungsort?
In Athen ein und das selbe

Zum Abschluss essen wir noche ein Eis und hier in Athen hat man in Sachen dunkles Schokoladeneis die absolute Einleuchtung! Hier ist das ganze kein Eis, sondern ein Sorbet - damit auch für Veganer geeignet und nicht nur schokoladig zudem auch erfrischend - wunderbar, ganz wunderbar! Dann ist es Zeit sich zu verabscheiden.
In den folgenden Tagen schaue ich mir nun endlich Athens Hauptattraktion an - die Akropolis.

dramatische Wolken machen das Parthenon noch monumentaler
Blick von den Propyläen

Das riesige Gelände nimmt etwas Zeit in Anspruch, doch trotz der Größe der Anlage verlaufen sich die Touristen nur mäßig und es ist sehr voll. Als (noch) Student kann man sich die Akropolis und alle dazugehörenden Anlagen - Parthenontempel, Niketempel, Erechtheion, Propyläen - kostenfrei ansehen, juhu!

Odeon des Herodes Atticus
Erechtheion
Sicht auf den Akropolishügel

Danach gibt es noch einen wunderbaren Sonnenuntergang.

die Bäume sehen wie Watte aus!

Ich bummel noch etwas durch die Stadt und organisiere meine Weiterreise nach Italien. Das Ticket für die Fähre ist schon gekauft und Stav vom Hostel erklärt mir von wo ich den Bus nach Patras nehmen muss, denn von Athen aus fahren keine internationalen Fähren ab. In Athen regenet es immer mal, teilweise heftige Schauer. Das bringt mich zu meinem zweiten Abenteuer: am Abend vor meiner Weiterreise rutsche ich auf den nassen Fliesen im Hostel aus und stürze recht heftig. Die erste Stunde gilt die größte Sorge meinem sehr komprimierten Oberkörper, denn ich habe erstmal keine Luft mehr bekommen. Doch es wird besser, die Rippen tun trotzdem die ganze Nacht weh und am nächsten Morgen ist es im wahrsten Sinne des Wortes ein "pain in the ass" vom oberen Bett herunter zu kommen. Unten angekommen ist mir so schwindlig, dass ich mich gleich nochmal hinlegen muss (auf dem Boden, noch mal hoch wäre Selbstmord). Naja, das alles führt dazu, das ich mir ein Taxi zum Busbahnhof gönne anstatt den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Der Taxifahrer scheint den längsten Weg überhaupt zu nehmen, Stav hat was von 10 Minuten gesagt, wir brauchen mindestens dreimal so lang und es kostet dementsprechend auch viel mehr. Naja, mein schmerzhafter Steiß dankt mir eine Taxifahrt alle mal. Und sobald ich auf dem Schiff bin kann ich mich ja 24 ausruhen. Bis dahin muss ich nur ein paar Stunden mit dem Bus nach Patras fahren. Im Bus kann ich mein Buch zu Ende lesen und so etwas Balast reduzieren. Nach vielem suchen, laufen und fragen finde ich endlich den richtigen Hafen und das richtige Schiff und jetzt sind es nur noch 24 Stunden auf dem Meer bis Italien. Mein Steiß freut sich auf die Pause!

03 Tage | 02 Nächte || 15|10|2013 - 17|10|2013

Dienstag, 14. Januar 2014

Magenprobleme & Mönche bei Meteora

Ich nehme den Zug von Thessaloniki nach Trikala. Auf dem Weg sehe ich das erste mal Baumwollfelder und während der Fahrt braut sich ein heftiges Gewitter zusammen. So regnet es dann auch in Strömen als ich in Trikala ankomme. Am Bahnhof sind drei Gestallten wie ich unterwegs, mit großen Rucksäcken und langen Haaren, sie wollen natürlich auch zum Hostel und so können wir uns ein Taxi teilen. Am Hostel angekommen ist alles dunkel, die Türen sind verschlossen. Eigentlich hatte Dora doch gesagt sie erwarten mich... Schließlich finden wir eine offene Tür und stehen auf einmal bei Dora und ihrer Familie im Wohnzimmer, da findet auch gerade eine Englisch Klasse für Achtjährige statt - hier sollten wir also nicht wirklich triefend nass auftauchen. Aber es ist ein großes Hallo und Dora stellt mich gleich als lebendes Englischtraining ihren Kindern vor. Dimitris bringt uns dann in unsere Zimmer und dort können wir etwas abtrocknen.

auf diese Aussicht muss ich erstmal noch warten

Die folgenden Tage habe ich mit Magenproblemen zu kämpfen. Das ist etwas unangenehm, aber auch gar nicht so schlimm, denn eine Pause tut mir ganz gut. So kann ich mal wieder Bilder sichern und gepflegt mein Buch lesen. So sehe ich also in den ersten Tagen nur den Weg zum Supermarkt um mir etwas Toastbrot, Bananen und Tee zu kaufen. Dimitris ist besorgt, dass ich meine Zeit verschwende und nimmt mich mit auf seine nächtlichen Autorundfahrten durch die Stadt und tagsüber in eins der vielen griechischen Cafes. Griechen lieben Kaffee! Hier werde vor allem die geeisten Variationen getrunken. Und es wird sich sehr viel Zeit genommen zu trinken und zu plauschen. So ist am Samstag die gesammte Innestadt voller Familien, die sich Kaffee und Gesellschaft gönnen.

in Griechenland gibt es jede Menge Kanarienvögel

Nach einigen Tagen bin ich wieder stabil genug um den Weg nach Metora anzutreten. Zwei Busfahrten trennen mich von diesem heiligen Ort, der es auf die Liste der UNESCO geschafft hat. Ich muss früh los und es ist recht kalt. Aber schon die Busfahrt hoch zu den Klöstern ist atemberaubend. Ich wandere auch sofort drauf los und schlage mich abseits der Straßen über Felsen und durch das Gestrüpp um die Einsamkeit in dieser spektakulären Kulisse zu geniessen. Ich habe eine kleine Sandwichpause auf einem großen Felsen, von dem aus ich die Glocken der vielen winzig kleinen Schafe unten im Tal hören kann. Es ist so fazinierend, dass all diese Klöster vor so vielen Jahren gebaut wurden und es damals nicht ein mal Treppen zu ihnen gab, sondern alles, wirklich alles, über Seilwinden hinaufgehieft wurde. Da bin ich auf meinem Felsen ganz klein und mein Toastbrot mit Butter noch viel kleiner.

Varlaám
klein wie Reiskörner, aber aus 100% Fleisch

Dann bin ich auch bereit die Klöster zu besichtigen und schaue mir zuerst das größte an - Metamórphosis oder Megálo Metéoro. Hier muss ich einen Rock über meine Hosen ziehen, denn die Klöster sind alle noch bewohnt und Frauen sind nicht in Hosen gestattet. Die Anlage ist groß und doch irgendwie eng, denn hier auf dem Felsen kann man den Platz natürlich nicht verschwenden. Die kleine Kirche ist prächtig bemalt und in einem Kloster erscheint einem eine Kirche als noch heiliger, irgendwie. Schließlich sind hier überall die orthodoxen Mönche mit ihren schwarzen Gewändern und langen Haaren unterwegs.

Metamórphosis

Ich will natürlich alle sechs noch erhaltenen Anlagen sehen. Inzwischen ist es auch sonnig und warm, beste Vorraussetzungen! Ich laufe zum Kloster Varlaám, das hat heute allerdings Ruhetag. Verständlich, Kosterleben stellt man sich ja auch nicht so vor, das ständig Touristen vorbei kommen und Bilder schießen wollen. Und Touristen sind hier en masse. Sie kommen in Busen, viele Asiaten mit ihren vielen Kameras (wozu brauchen die immer gleich mehrere Kameras?), Russen, Serben, Polen, Rumänen, Ungarn und ich.

Rousánou
der kleine Klostergarten
das Kloster Leben hat auch Vorteile

Ich bin weiter zu Fuß unterwegs, denn es ist im Gunde eine Schande diese wunderschöne Gegend im Auto oder Bus zu erkunden. Nach einem weiteren langen Fußmarsch mit geplanten Umwegen komme ich schließlich in Rousánou, der kleinsten Anlage, an, die von Nonnen bewohnt wird - was nicht bedeutet, hier kann man mit Hosen reinspazieren, ganz im Gegenteil hier muss man auch ein Kopftuch aufsetzen, Die kleine Kirche des Klosters ist wunderschön mit sehr detailieren Holzarbeiten inklusive Perlmuteinlagen und bunten Wandmalerein. Von Rousánou wandere ich weiter zu zwei Aussichtspunkten die diesen Namen mehr als nur verdient haben.

Beste Aussichten!!

Auf dem zweiten treffe ich Jenny aus LA. Wir geniessen gemeinsam den Ausblick und die Ruhe bevor der nächste Bus auftaucht. Sie gibt mir noch einen Kontakt für ein Hostel auf Santorini. Die Zukunft verspricht Sonne, Meer und Yoga!

da bin ich auch gleich!

Aber zuerst will ich noch nach Agía Triáda und Agios Stéfanos. An Agios Nikólaos Anapavsás bin ich schon vorbei und es ist zu weit im Tal gelegen um es an diesem Tag zu besichtigen. Mein Weg zum Kloster Agios Stéfanos führt mich an einer riesigen Ziegenherde vorbei, welche ich erst nur höre und dann auch sehe. Sie lassen sich durch die Autos, Busse und mich gar nicht stören und so kreuzen circa 100 Ziegen die Straße in aller Seelenruhe und alle anderen müssen warten. Wenigsten ein paar Lebewesen, die sich vom Tourisms nicht beeindrucken lassen.

Agios Stéfanos
der Klostergarten

Agios Stéfanos ist ebenfalls ein Frauenkloster und hier wird die Kirche gerade mit neuen Wandmalerein versehen - sehr beeindruckend. Weiter geht es zum Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit. Dort komme ich leider ein paar Minuten zu spät an. Aber die in den Felsen geschlagenen Stufen an sich sind auch schon sehr beeindruckend - hier hat alles "Der Name der Rose" Atmosphäre . Danach gehe ich zurück in den Ort und nehme den nächsten Bus nach Trikala und so bin ich im Dunkeln aufgebrochen und im Dunkeln zurück.

das Ganze vom Ort aus gesehen

Dora will natürlich alles über meinen Tag wissen und verspricht mir, mich am Sonntag mit zur Messe nach Meteora in eins der Klöster zu nehmen. Sonntag muss ich also sehr früh aufstehen, denn die Messe geht 6 Uhr los. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Die Nonnen und Mönche beginnen 5 Uhr mit der Messe und ab 6 sind die Klöster offen für alle jene, die an der Messe teilhaben wollen. Wir sind 6:30 da und Agios Stéfanos ist heute nicht geöffnet, weil die Nonnen die ganze Nacht durchgebetet haben und nun schlafen gehen. Man oh man, das ist schon was anderes so ein Kloster! Also fahren wir nach Rousánou. Dort nehemen Dora, ihre Mutter, ein polnisches Mädchen aus dem Hostel und ich dann an der Messe teil. Es wird alles gesungen, natürlich in griechisch und es werden im Laufe der Zet immer mehr Leute, den die orthodoxe Liturgie erlaubt jedem zu kommen und zu gehen wann er will. Wir bleiben bis zum Schluss und das ist 9:30. Die Kirche ist nur von sehr wenigen Kerzen erleuchtet und irgendwann geht die Sonne auf und es wird ganz allmählich heller. Nach dem Gottesdienst gibt es Kaffee und Kuchen.
Hier in einem Kloster, mitten in Griechenland trinke ich die ersten kleinen schlucke Kaffee meines Lebens, denn Dora zwingt mich! Der Kaffee sei gesegnt und es wäre ein Affront ihn zu verschmähen. Also muss ich da durch. Naja, und was soll ich sagen, es ist fuchtbar! Auf den Satz gekochter griechischer Kaffee, ich weiß in Millisekunden warum ich keinen Kaffe trinke! Aber der Kuchen ist gut.
Am Abend reise ich ab und bevor es soweit ist, bekocht mich Dora mal wieder und ich esse mit der gesammten Familie und danach zeigen Dora und ihr Mann Thomas mir ihre Farm. Dort sehe ich zum ersten mal einen Kakibaum. Dora gibt mir natürlich auch Früchte und zeigt mir noch ihre vielen Kücken. Die verschenkt sie von Zeit zu Zeit an Freunde, als kleines Mitbringsel zu Einladungen, anstatt von Wein oder Blumen, denn so ein Kücken wird zum Huhn und dann kann man es essen! Hahaha!
Reichlich ausgestattet mit Reiseproviant gehe ich also zum Zug und fahre weiter.

07 Tage | 06 Nächte || 30|09|2013 - 06|10|2013 

Donnerstag, 9. Januar 2014

Treffpunkt Thessaloniki

Ein weiterer Nachtbus und diesmal werde ich für die letzte Fahrt entschädigt, denn es ist ein Doppelstockbus und ich sitze oben, erste Reihe, ganze Sitzbank für mich allein! Da muss ich mal kurz an Tante Gerthilde denken. Das ist natürlich auch ideal zum schlafen.
Pünktlich zum Sonnenaufgang werde ich munter und kann das erstemal griechische Landschaften im vorbeirauschen beschauen bis wir in Thessaloniki ankommen.
Ich kämpfe mich durch zum Hostel und dort wartet Dora schon auf mich. Sie nötigt alle Gäste ihre selbstgemachte Marmelade zu kosten und kocht mam Abend für uns alle. Es ist wie zu einer griechischen Mama nach Hause zu kommen - und das ist sie ja auch, denn sie führt das Hostel nur so lang ihr Sohn Costas, der eigentliche Eigentümer, im Urlaub ist.

eins meiner Leiblingsbilder, weil's so griechisch ist
und das
und das

Thessaloniki ist nicht nur mein Ziel, weil es von Istanbul aus angesteuert wird, sondern auch um Tante Christine und Onkel Wolfgang dort zu treffen, die beiden sind gerade in der Nähe im Urlaub. Am nächsten Tag soll es schon so weit sein! Also packe ich meine vereinzelten Souveniers zusammen um sie morgen zu übergeben und so schonmal nach Hause zu senden und gehe dann schlafen.
Treffpunkt ist der weiße Turm, pünktlich 10 Uhr.

der Treffpunkt

Ich bin ein paar Minuten zu spät, denn ich habe die Entfernung vom Hostel bis zum Treffpunkt etwas unterschätzt. Wir finden uns und freuen uns und umarmen uns und dann will uns gleich einer der Straßenverkäufer ein Armbändchen andrehen, natürlich kostenlos und dann auf einmal doch nicht mehr. So eine Aufregung!
Wir gehen zusammen zum Markt, und essen etwas Frühstück. Danach sehen wir uns die Hagia Sophia an - ja so heißt auch eine Kirche hier in Thessaloniki. Tante Christine fällt beinah über die Absperug in den Altarraum, Onkel Wolfgang stöhnt leise - alles wie immer. Weiter geht es an der Hafenpromenade entlang und zum archäologischen Museum.

Hafenpromenade,
ein Klotz am anderen, oder Beton auf Beton

Das hat eine sehr große Auswahl an ganz außergewöhnlichen frühzeitlichen und antiken Exponaten. Darunter einer der wohl älteste menschliche Schädelfunde der Welt. Zum Abschluss des Tages essen wir das türkische Baklava, welches ich aus İstanbul mitgebracht habe. Dafür sizten wir im Park, im Schatten, denn es ist mal wieder sehr heiß. Und dann heißt es schon wieder Abschied nehmen. Noch schnell ein Bild gemacht und ich winke dem Bus. Schlender dann langsam durch die Stadt zurück zum Hostel.

Sehr schön war es mit euch!
(Und verdammt, sind meine Beine braun!)

Die nächsten Tage bin ich faul. Ich wasche Wäsche und ruhe mich aus, lese mein Buch, schaue mir noch ein paar Kirchen, das römische Forum und die byzantinische Stadtmauer in Thessaloniki an und plane meine Weiterreise.

eine der sehr vielen Kirchen
Stadtmauer von unten herauf photographiert
von oben herunter photographier -
mit Sicht über die halbe Stadt
römisches Forum

Dora bekocht mich. Unter anderem mit Reis, Erbsen und deutscher Bratensauce, die sie vom letzten Deutschlandbesuch mitgebracht hat. Sie überzeugt mich schließlich auch nach Meteora zu den Klösteranlagen zu fahren. Ihr anderer Sohn Dimitris hat dort in Trikala ein weiteres Hostel und sie kann ich dort auch wiedersehen, denn Costas kommt aus dem Urlaub zurück und sie kann heim fahren nach Trikala. Na, dann mache ich das doch! Oder wie Stacey sagen würde: auf reisen sage ich einfach immer "ja"!

05 Tage | 04 Nächte || 26|09|2013 - 30|09|2013 

Mittwoch, 8. Januar 2014

Insha'Allah İstanbul

Ahmed hatte in Sarajevo noch gesagt - Insha'Allah werde ich irgendwann nach İstanbul kommen und damals stand diese Stadt nicht auf meinem Reiseplan, aber wie so oft ändern sich Pläne auf dem Weg und jetzt bin ich hier, oder auf dem Weg.
Denn erstmal muss ich eine Nachtfahrt im Bus von Burgas aus überstehen. Das klingt banaler als es ist. Ich habe mich auf etwas Schlaf eingestellt, denn der Bus startet 23:30 und das sollte ja dann mit dem Schlaf ein Klacks sein! Doch an der Grenze müssen wir alle aussteigen und unseren Pass kontrollieren lassen und anschließenden noch das Gepäck durchleuchten lassen. Das dauert bei einem vollgepackten Bus schon etwas. Dafür gibt es aber auch mal wieder einen Stempel in den Reisepass. Nachdem die Grenze passiert ist, kann man endlich schlafen. Dachte ich. Doch jetzt funktionieren die Handys meiner türkischen Mitfahrer wieder und das signalisieren sie durch andauerndes klingeln, piepen und summen. Es telefoniert immer irgendjemand und wenn nicht, dann bekommt irgendjemand gerade eine Textnachricht. 1. Einsicht: Türken lieben es zu telefonieren. Schön und gut, aber haben Handys in der Türkei kein Stummfunktion?!
In İstanbul komme ich an, als sich so langsam das erste Licht zeigt. Die Stadt ist einfach riesig. Wir fahren mindestens eine Stunde bis wir den internationalen Busbahnhof erreichen und der ist wie eine eigene Stadt in sich. Hier will ich auf jeden Fall nicht mit dem Auto unterwegs sein. Zu viele Straßen, Ab- und Auffahrten und Levels. In denen ist schon voller Betrieb, da werden Hemden gebügelt und nebenan Baklava und Gözleme zubereitet. Ich brauche erstmal Geld für den Nahverkehr, denn auch wenn wir bereits eine Stunde in die Stadt gefahren sind, ist der Busbahnhof doch noch ausserhalb der Innestadt.
Ich suche, finde, fahre, schaue, staune etwas, bin aber eigentlich zu müde zum staunen. Im Hostel angekommen muss ich erstmal ausruhen, endlich kein Telefonklingeln mehr.
Und dann:


Hier bin ich also - İstanbul! Das Tor zum Orient und 2600 Jahre besidelte Gechichte liegen vor mir. Hier waren die Griechen, die Römer, die Byzantiner, die Osmanen und Türken - und jetzt auch ich! Es ist sonnig und bestes Wetter die Stadt zu erkunden. Doch bei all den Sehenswürdigkeiten fällt es schwer sich für etwas zu entscheiden. Mein Hostel ist in Beyoğlu und damit gleich in der Nähe des Taksim Platzes.


Dort waren vor nicht all zu langer Zeit Proteste, als sich das erstemal vorbei schaue, ist gerade eine große Millitärparade. Von dort führt eine der größten und berühmtesten Einkaufststraßen der Stadt, die İstiklal Caddesi, zum Tünel Platz (Tünel bedeutet übrigens wirklich Tunnel, Türkisch ist so witzig!) und man kann so auch gleich den Galataturm sehen.

historische Straßenbahn auf der İstiklal Caddesi

In İstanbul sind die Geschäfte thematisch angeordnet. So gibt es einen ganzen Straßenzug mit Elektrozubehör, oder Resterauntausstattung, Küchenwaagen, Messern, Schläuche, Spielzeug, Tüchern und so weiter. Es gibt eigentlich nichts was es nicht gibt. Aber wenn man gerade im Glühlampenviertel ist und eigentlich etwas essbares wollte, hat man eben Pech gehabt. Auch selbst wenn man das Viertel mit Lebensmittelläden gefunden hat, kann es passieren, dass man in einem Laden landet der ausschließlich Zwiebeln und Knoblauch verkauft. Oder Paprika. Aber nicht aufgeben. Einfach einen Tulumba Tatlısı und einen Granatapfelsaft zwischendurch gekauft und der Zucker macht einen pappensatt.

sie hat die Bäckerei gefunden

2. Einsicht: Um alles ansehen zu können und dabei noch etwas Geld zu sparen, braucht es einen Plan und ein Kombiticket. Mit dem schaue ich mit de Hagia Sophia (gigantische Verschmelzung der Religionen),

Hagia Sophia
zu groß für ein Bild

das Archäologische Museum (die babylonische Prozessionsstraße, römische Sarkophage und so viel mehr), den Topkapı-Palast (Wohn- und Regierungssitz der Sultane, hier lernt ein Unwissender wie ich auch endlich was ein Harem wirklich ist)

im vierten Hof
im Harem

und das Mosaikenmuseum (wahnsinnig detailierte Bodenmosaik aus der Spätantike) an.


Damit ist man in İstanbul natürlich noch lang nicht fertig! Vorher, nachher und zwischendurch erkunde ich die Stadt einfach zu Fuß und schaue mir den Gewürzmarkt, den großen Bazar - Kapalı Çarşı, die Kılıç Ali Pasha Moschee, die blaue Moschee, die Sultanahmet Moschee, und weil's so schön ist mit den Kopftüchern und den bunten Wandkacheln auch noch die Neue Moschee.

blaue Moschee

Auf dem Basar will ich mir nun auch endlich, das erste Mal auf meiner Reise, ein echtes Souvenier kaufen. Ein Backgammon-Spiel, aus Holz mit Perlmuteinlagen soll es sein. Im Hostel habe ich mich vorab nach dem gerechtfertigten Preis erkundigt, denn hier wird gefeilscht was das Zeug hält. Ich bin da nicht so erprobt, also heißt es Hemdsärmel hochgekrempelt, rein ins Getümmelt und nur nicht schüchtern sein, die Türken sind es auf jeden Fall nicht! Der junge Mann will dann auch gleich 200 Dinar für das Spiel der Wahl. Er ist erst 16, und fängt im Laufe der Verhandlungen fast an zu weinen, da meine Preisvorstellungen ihm und seiner Ware angeblich nicht ausreichend Wertschätzung entgegen bringen, doch am Ende gibt er mir meinen Preis: 100 Dinar. Sobald das Geld die Hände gewechselt hat, ist er auch gleich überglücklich und alle Tränen und Einschüchterungsversuche sind vergessen. Man lernt gleich noch die halbe Familie kennen, denn der Onkel hat natürllich lange in Deutschland gelebt. In Deutschland leben viele Türken und in İstanbul viele Türken die mal in Deutschland gelebt haben oder aufgewachsen sind.

im Basar
Hässlichste Puppen die ich jemals sah!

Eins meiner Highlights ist die Cisterna Basilica. Diese Zisterne aus römischer Zeit ist allein aufgrund ihres Alters und der Architektonischen leistung dahinter beeindruckend. Zudem bietet sie etwas Abkühlung von der Hitze der Stadt und zwei große Madusenköpfe, die seltsamerweise verkehrt herum installiert wurden.

Cisterna Basilica
guter Ort um Photos zu schießen
eine der Medusen

Einsicht Nummer 3: ich bin nicht mehr in Europa. In den meisten Restaurants und Supermärkten gibt es keinen Alkohol, dafür muss man in spezielle Geschäfte. Stört mich wenig bis gar nicht. Doch etwas gewöhnungsbedürftig für mich: türkische Männer staren einen an! Und man sollte nicht zurück schauen, starren oder geschweige denn lächeln - das zieht nur ein noch schlimmeres, herabwürdigendes starren nach sich. Seltsam. Aber andererseits muss ich für mein Baklava nicht bezahlen und bekomme das Putztuch für die Kamera geschenkt. Naja, es hat eben alles zwei Seiten.

Hier kann man mit einem Gewehr auf leere Flaschen schießen,
nur ein paar Dinar kostet das. Fantastisch!
Holzhäuser
Taubenlady
Maronenverkäufer

Nun zum Essen: 4. Einsicht: İstanbul ist ein Schlemmerparadies! Aber wie ihr vielleicht bemerkt habt, selbst wenn es nicht so wäre, würde ich das gute Zeug finden! Meine Favoriten sind Kumpır und die Makrelensandwiches um die Galatabrücke. Kumpır ist eine sehr große Ofenkartoffel (ernsthaft, wo haben die so viel riesige Kartoffel her?) die mit Butter und Käse zu einem Art Kartoffelbrei zerstampft wird und dann mit beliebig vielen Toppings versehen - Oliven, Mais, Gurke, Couscous, Wurst, Saucen - Yummi! Das Fischsandwich sollte man auf der beyoğluer Seite der Brücke kaufen und sicher stellen, dass sich der Mann am Holzkohlegrill ausreichend Zeit nimmt, alle Gräten zu entfernen. Allein die Zubereitung ist ein Erlebnis und das Sandwich an Sich ist sehr gut!

Yummi yummi!

Der Lokum (5. Einsicht: es heißt nicht türkischer Honig) wird einem auf den Basaren andauernd zum kosten angeboten, so ist man ihn bald über. Das Kebap ist nicht zu vergleichen mit dem deutschen - viel zu trocken und zu wenig Gemüse. Aber es gibt ja soviele Alternativen. Pide, oder die vielen Vorspeisen (Meze), oder die Sesamkringel (Simit), oder oder oder.

Zopf- und anderer Käse

Als Nachtisch kann man sich Baklava oder (meiner Meinung nach die bessere, nicht so schwere und nicht so süße Alternative) ein türkisches Eis gönnen. Mal wieder Eis! Ein türkisches Eis zu kaufen ist ein Schauspiel. Der Verkäufer holt es mit einer langen Metallstange aus den Behältern und vollführt verschiedene Kunststücke damit - welche Glocken und mehrere Eiswafeln als auch die eigene Nase einbeziehen - bevor man es endlich essen kann. Dabei zieht er das Eis lang, denn es scheint sich wie Gummi dehnen zu lassen. Wenn man es dann endlich essen kann, ist es erstaunlich cremig. Sehr lecker und doch anders als all das andere Eis, das ich hatte (ihr wisst es ist nicht wenig). Das Geheimnis soll Ziegenmilch sein.

hier kann man sich einen Lolly machen
kleine Häuser und eine Moschee (!) aus Lokum

An meinem letzten Tag will ich mir noch die Chora-Kirche ansehen. Diese Kirche/Moschee ist wie die Hagia Sophia aus der byzantinischen Zeit, natürlich viel kleiner und die Mosaike sollen noch schöner sein, als in der Hagia Sophia. Ich mache mich auf den Weg und bin ca 45 Minuten unterwegs, zwei Minuten bevor ich ankomme falle ich hin und zerstöre dabei meine einzige lange Hose im Gepäck. Zudem ist die Chora Kirche Mittwochs geschlossen, wie gut, dass heute Mittwoch ist!

Na prima!

Also geht es zurück zum Hostel und durch weniger touristische Nachbarschaften İstanbuls, die sich doch erheblich von der Innestadt unterscheiden. So sehe ich auch noch das "echte" İstanbuls und die umfassenden Außenanlagen der Süleymaniye Moschee.


Im Hostel kann ich mich noch kurz auruhen bevor ich abreise und erneut zur Stadt aus Straßen fahre, dem internationalen Busbahnhof.

ein letztes Bild zum Abschied

07 Tage | 06 Nächte || 19|09|2013 - 25|09|2013