Dienstag, 14. Januar 2014

Magenprobleme & Mönche bei Meteora

Ich nehme den Zug von Thessaloniki nach Trikala. Auf dem Weg sehe ich das erste mal Baumwollfelder und während der Fahrt braut sich ein heftiges Gewitter zusammen. So regnet es dann auch in Strömen als ich in Trikala ankomme. Am Bahnhof sind drei Gestallten wie ich unterwegs, mit großen Rucksäcken und langen Haaren, sie wollen natürlich auch zum Hostel und so können wir uns ein Taxi teilen. Am Hostel angekommen ist alles dunkel, die Türen sind verschlossen. Eigentlich hatte Dora doch gesagt sie erwarten mich... Schließlich finden wir eine offene Tür und stehen auf einmal bei Dora und ihrer Familie im Wohnzimmer, da findet auch gerade eine Englisch Klasse für Achtjährige statt - hier sollten wir also nicht wirklich triefend nass auftauchen. Aber es ist ein großes Hallo und Dora stellt mich gleich als lebendes Englischtraining ihren Kindern vor. Dimitris bringt uns dann in unsere Zimmer und dort können wir etwas abtrocknen.

auf diese Aussicht muss ich erstmal noch warten

Die folgenden Tage habe ich mit Magenproblemen zu kämpfen. Das ist etwas unangenehm, aber auch gar nicht so schlimm, denn eine Pause tut mir ganz gut. So kann ich mal wieder Bilder sichern und gepflegt mein Buch lesen. So sehe ich also in den ersten Tagen nur den Weg zum Supermarkt um mir etwas Toastbrot, Bananen und Tee zu kaufen. Dimitris ist besorgt, dass ich meine Zeit verschwende und nimmt mich mit auf seine nächtlichen Autorundfahrten durch die Stadt und tagsüber in eins der vielen griechischen Cafes. Griechen lieben Kaffee! Hier werde vor allem die geeisten Variationen getrunken. Und es wird sich sehr viel Zeit genommen zu trinken und zu plauschen. So ist am Samstag die gesammte Innestadt voller Familien, die sich Kaffee und Gesellschaft gönnen.

in Griechenland gibt es jede Menge Kanarienvögel

Nach einigen Tagen bin ich wieder stabil genug um den Weg nach Metora anzutreten. Zwei Busfahrten trennen mich von diesem heiligen Ort, der es auf die Liste der UNESCO geschafft hat. Ich muss früh los und es ist recht kalt. Aber schon die Busfahrt hoch zu den Klöstern ist atemberaubend. Ich wandere auch sofort drauf los und schlage mich abseits der Straßen über Felsen und durch das Gestrüpp um die Einsamkeit in dieser spektakulären Kulisse zu geniessen. Ich habe eine kleine Sandwichpause auf einem großen Felsen, von dem aus ich die Glocken der vielen winzig kleinen Schafe unten im Tal hören kann. Es ist so fazinierend, dass all diese Klöster vor so vielen Jahren gebaut wurden und es damals nicht ein mal Treppen zu ihnen gab, sondern alles, wirklich alles, über Seilwinden hinaufgehieft wurde. Da bin ich auf meinem Felsen ganz klein und mein Toastbrot mit Butter noch viel kleiner.

Varlaám
klein wie Reiskörner, aber aus 100% Fleisch

Dann bin ich auch bereit die Klöster zu besichtigen und schaue mir zuerst das größte an - Metamórphosis oder Megálo Metéoro. Hier muss ich einen Rock über meine Hosen ziehen, denn die Klöster sind alle noch bewohnt und Frauen sind nicht in Hosen gestattet. Die Anlage ist groß und doch irgendwie eng, denn hier auf dem Felsen kann man den Platz natürlich nicht verschwenden. Die kleine Kirche ist prächtig bemalt und in einem Kloster erscheint einem eine Kirche als noch heiliger, irgendwie. Schließlich sind hier überall die orthodoxen Mönche mit ihren schwarzen Gewändern und langen Haaren unterwegs.

Metamórphosis

Ich will natürlich alle sechs noch erhaltenen Anlagen sehen. Inzwischen ist es auch sonnig und warm, beste Vorraussetzungen! Ich laufe zum Kloster Varlaám, das hat heute allerdings Ruhetag. Verständlich, Kosterleben stellt man sich ja auch nicht so vor, das ständig Touristen vorbei kommen und Bilder schießen wollen. Und Touristen sind hier en masse. Sie kommen in Busen, viele Asiaten mit ihren vielen Kameras (wozu brauchen die immer gleich mehrere Kameras?), Russen, Serben, Polen, Rumänen, Ungarn und ich.

Rousánou
der kleine Klostergarten
das Kloster Leben hat auch Vorteile

Ich bin weiter zu Fuß unterwegs, denn es ist im Gunde eine Schande diese wunderschöne Gegend im Auto oder Bus zu erkunden. Nach einem weiteren langen Fußmarsch mit geplanten Umwegen komme ich schließlich in Rousánou, der kleinsten Anlage, an, die von Nonnen bewohnt wird - was nicht bedeutet, hier kann man mit Hosen reinspazieren, ganz im Gegenteil hier muss man auch ein Kopftuch aufsetzen, Die kleine Kirche des Klosters ist wunderschön mit sehr detailieren Holzarbeiten inklusive Perlmuteinlagen und bunten Wandmalerein. Von Rousánou wandere ich weiter zu zwei Aussichtspunkten die diesen Namen mehr als nur verdient haben.

Beste Aussichten!!

Auf dem zweiten treffe ich Jenny aus LA. Wir geniessen gemeinsam den Ausblick und die Ruhe bevor der nächste Bus auftaucht. Sie gibt mir noch einen Kontakt für ein Hostel auf Santorini. Die Zukunft verspricht Sonne, Meer und Yoga!

da bin ich auch gleich!

Aber zuerst will ich noch nach Agía Triáda und Agios Stéfanos. An Agios Nikólaos Anapavsás bin ich schon vorbei und es ist zu weit im Tal gelegen um es an diesem Tag zu besichtigen. Mein Weg zum Kloster Agios Stéfanos führt mich an einer riesigen Ziegenherde vorbei, welche ich erst nur höre und dann auch sehe. Sie lassen sich durch die Autos, Busse und mich gar nicht stören und so kreuzen circa 100 Ziegen die Straße in aller Seelenruhe und alle anderen müssen warten. Wenigsten ein paar Lebewesen, die sich vom Tourisms nicht beeindrucken lassen.

Agios Stéfanos
der Klostergarten

Agios Stéfanos ist ebenfalls ein Frauenkloster und hier wird die Kirche gerade mit neuen Wandmalerein versehen - sehr beeindruckend. Weiter geht es zum Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit. Dort komme ich leider ein paar Minuten zu spät an. Aber die in den Felsen geschlagenen Stufen an sich sind auch schon sehr beeindruckend - hier hat alles "Der Name der Rose" Atmosphäre . Danach gehe ich zurück in den Ort und nehme den nächsten Bus nach Trikala und so bin ich im Dunkeln aufgebrochen und im Dunkeln zurück.

das Ganze vom Ort aus gesehen

Dora will natürlich alles über meinen Tag wissen und verspricht mir, mich am Sonntag mit zur Messe nach Meteora in eins der Klöster zu nehmen. Sonntag muss ich also sehr früh aufstehen, denn die Messe geht 6 Uhr los. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Die Nonnen und Mönche beginnen 5 Uhr mit der Messe und ab 6 sind die Klöster offen für alle jene, die an der Messe teilhaben wollen. Wir sind 6:30 da und Agios Stéfanos ist heute nicht geöffnet, weil die Nonnen die ganze Nacht durchgebetet haben und nun schlafen gehen. Man oh man, das ist schon was anderes so ein Kloster! Also fahren wir nach Rousánou. Dort nehemen Dora, ihre Mutter, ein polnisches Mädchen aus dem Hostel und ich dann an der Messe teil. Es wird alles gesungen, natürlich in griechisch und es werden im Laufe der Zet immer mehr Leute, den die orthodoxe Liturgie erlaubt jedem zu kommen und zu gehen wann er will. Wir bleiben bis zum Schluss und das ist 9:30. Die Kirche ist nur von sehr wenigen Kerzen erleuchtet und irgendwann geht die Sonne auf und es wird ganz allmählich heller. Nach dem Gottesdienst gibt es Kaffee und Kuchen.
Hier in einem Kloster, mitten in Griechenland trinke ich die ersten kleinen schlucke Kaffee meines Lebens, denn Dora zwingt mich! Der Kaffee sei gesegnt und es wäre ein Affront ihn zu verschmähen. Also muss ich da durch. Naja, und was soll ich sagen, es ist fuchtbar! Auf den Satz gekochter griechischer Kaffee, ich weiß in Millisekunden warum ich keinen Kaffe trinke! Aber der Kuchen ist gut.
Am Abend reise ich ab und bevor es soweit ist, bekocht mich Dora mal wieder und ich esse mit der gesammten Familie und danach zeigen Dora und ihr Mann Thomas mir ihre Farm. Dort sehe ich zum ersten mal einen Kakibaum. Dora gibt mir natürlich auch Früchte und zeigt mir noch ihre vielen Kücken. Die verschenkt sie von Zeit zu Zeit an Freunde, als kleines Mitbringsel zu Einladungen, anstatt von Wein oder Blumen, denn so ein Kücken wird zum Huhn und dann kann man es essen! Hahaha!
Reichlich ausgestattet mit Reiseproviant gehe ich also zum Zug und fahre weiter.

07 Tage | 06 Nächte || 30|09|2013 - 06|10|2013 

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