Freitag, 6. März 2015

Vollendung Vilnius

Diesmal bin ich mit dem Zug unterwegs, nicht mit dem Bus und Vilnius begrüßt mich mit einem ständigen Wechsel aus Regen und Sonnenschein und das bleibt auch so in den nächsten Tagen.
Im Hostel gibt es Waffeln zum Frühstück und damit ist der Tag dann schon am Morgen gerettet, oder?!


Auch hier gibt es eine kostenlose Stadttour, die ich mir natürlich nicht entgehen lasse. Vilnius hat eine schier unendliche Zahl an Kirchen zu bieten und das großfürstliche Schloß ist ist nach jahrelanger Restauration auch bald fertig. Die Kathedrale St. Stanislaus und der Platz darum ist Versammlungszentrum und Orientierungspunkt und die Straßen als auch zahllosen kleinen Durchgänge führen einen immer wieder in andere Ecken der litauischen Hauptstadt.

Kathedral(e)platz
Schloß der Großfürsten, bald endlich fertig
St-Annen-Kirche und Bernhardiner-Kirche

Dazu gehört Užupis nicht wirklich, denn es ist eine selbstausgerufene Republik in der Mitte von Vilnius. Hier kann man sich einen Stempel in den Reisepass geben lassen, wenn man "einreist", soviel ich weiß ist das ein Smilieface. Die kleine Republik hat eine eigene Verfassung, die in fast jeder Sprache ausgehangen ist und natürlich eigene Regeln, dazu viel Kunst und kleine interessante Läden.

Apfelrepublik
keine Bananen, keine Melonen, keine Auberginen

Bei der Tour wird auch über die ehemals sehr große jüdische Bevölkerungsgruppe Vilnius gesprochen. Vor dem zweiten Weltkrieg hatte Vilnius den Spitznamen "Jerusalem des Nordens" aufgrund der 40% Juden die hier lebten und damit die größte Einwohnergruppe bildet. Infolge des Krieges und als Folge des Holocaust gibt es in Vilnius heute kaum noch Juden und alle Erinnerungen an ihr Leben hier sind von den Nationalsozialisten ebenfall dem Erdboben gleich gemacht wurden. Die recht große Gruppe an israelischen Teilnehmern unserer Tour ist daraufhin kurz verschwunden um ihrer Glaubensbrüder und -schwestern am Ort der ehemaligen Synagoge Vilnius zu gedenken.


Die kommenden Tage nutze ich für einen Spaziergang hoch zum Gediminas-Turm, der mir eine fantastische Sicht über die Stadt bietet. An einem anderen Tag mache ich mich auf zum Hügel der drei Kreuze, dem Bleak Hügel, von dem man ebenfalls eine gute Sicht hat, eben von einer anderen Perspektive.


Nebenher fröhne ich dem litauischen Essen. Mit Asta und Victoria (ihrer Freundin aus Weißrussland) gehe ich in eine der lokalen Kneipen und wir essen frittiertes Knoblauchbrot - kepta duona - das klingt furchbar, ist aber hervorragend! Da wir gerade beim Thema Brot sind, im Baltikum gibt es dunkles Brot. Nach viel Toast und fluffigem Baguette in den USA und Asien das erste Mal, dass ich mal wieder etwas esse was den Namen "Brot" wirklich verdient hat! Hier ist jedoch oft Kümmel im Brot - kleiner Wehmutstropfen.

Burg Trakai

Am Wochenende mache ich einen Ausflug mit Asta nach Trakai. Dort machen wir eine lange und sehr schöne Fahrradtour durch das Hochmoor und an den vielen Seen entlang, bevor wir in einem der Restaurants Kibinai essen. Die sind mit russischen Piroggen vergleichbar, haben ihren Ursprung hier jedoch in der Gemeinschaft der Karäer, welche rund um Trakai gehäuft leben. Aus diesem Grund gibt es hier und in Vilnius auch Kenasas, wie die Synagoge der Karäer genannt wird.

Asta im Hochmoor
wir finden massenhaft Walderdbeeren und
Asta zeigt mir einen Trick zum Sammeln

Neben dieser interassanten Entdeckung einer Volksgruppe von der ich vorher noch nie gehört habe, bietet Trakai massenhaft postkartenwürdige Photomotive. Auch daher sind heute zum Sonntag unglaublich viele Brautgesellschaften zum Phototermin hier unterwegs, die billigste Hochzeitsmesse der Welt!

sehr beliebte Kulisse für Hochzeitsbilder

Zurück in Vilnius bereite ich mich auf meine Abreise vor und kaufe sūrelis als Vorrat für die lange Busfahrt nach Berlin. Auf dem Markt gibt es auch hier wieder fast alles was das Herz begehrt und zu meiner großen Freude Heidelbeeren frisch aus dem Wald.

auch im Regen guter Laune mit dem Melonenschirm

Im Hostel erklären mir alle Amerikaner, das ich davon Pancakes machen muss. Ich erklären ihnen, dass das hier
1. keine Zuchtheidelbeeren sind, sondern echte, wahre Waldheidelbeeren, deren Armoa wahrscheinlich ihren Kopf zum platzen oder das Geschmackszentrum zum implodieren bringt und
2. der einzig wahre Weg des Verzehrs mit Milch und etwas Zucker ist - so wie das meine Oma mir gelernt hat.
Aber hey, jeder wie er will!
Nach dieser letzten guten Tat in Sachen Völkerverständigung schleppe ich mich und meinen Rucksack voller Erinnerungen und Souveniers aus 23 Ländern zum Busbahnhof und zum Bus nach Berlin.
Schlußendlich hat alles ein Ende.

meine letzte Mahlzeit in Litauen:
Lachsburger mit mariniertem Kohlrabi, frischen Spinat und Lauchmayo

Aber man könnte das Ende zum Beginn einer Pause machen.

07 Tage | 06 Nächte || 24|06|2014 - 30|06|2014

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