Samstag, 28. Dezember 2013

Burgen und Blutsauger in Braşov

Meine Sardinenbüchse Bus braucht ganze neun Stunden von Timişoara nach Braşov. Da kann man so einige rumänische Dörfer bestaunen, die endlosen Straßenhunde zählen, um sich die Zeit zu vertreiben und der im Bau befindlichen Autobahn träumerisch hinterher schauen. Doch es ist auch eine lange Strecke und der Fahrer gibt Gas und überholt jedes Fahrzeug halsbrecherisch, das es wagt sich uns in den Weg zu stellen.
In Braşov angekommen, ist das Hostel zwar einen guten Fußmarsch von der Busstation entfernt, doch es ist leicht zu finden. Transilvanien ist grün, hüglig und etwas kühler als die vorherigen Ziele. Es ist das erste Mal wieder Zeit für lange Hosen. Es riecht nach Herbst und es fühlt sich nach Tee und heißer Schokolade mit einem Buch im Cafe an. Doch dafür ist erstmal keine Zeit!

Bine ai venit - Willkommen!
die schmalste Gasse des Ortes
mit Aussicht auf den Hollywood-like Braşov-Schriftzug

Am ersten Tag durchstreife ich die kleine Stadt und genieße das warme, doch nicht mehr heiße Wetter bis ich am Abend die Stadttour mit mache. Wir sind nur zu dritt, ich und ein junges rumänisches Ehepaar.

Stadttor
schwarze Kirche
weißer Turm
gelbe Kirche (ok, das hab ich jetzt nur erfunden,
aber schwarze Kirche und weißer Turm stimmen wirklich)

Die Berge um Braşov sind einfach zu verführerisch. Ich will am liebsten jeden hochkrakchseln - ich merke wie mir die Natur fehlt.
Da ist mein Tagesplan für den folgenden Tag genau richtig, denn ich mache eine Schlössertour mit, die mich zuerst zum Königspalast Pelisor führt - die Sommerresidenz des ersten rumänischen Königs Ferdinand I. und seiner Familie. Leider reicht die Zeit gerade für eine Führung durch die prachtvollen Innenräume und dann geht es schon weiter.

ein kleines Sissimärchen

Zu Drculas Schloss - n a  e n d l i c h! Das Schloss Bran! Meine Erwartungen sind freudig hoch, mein Blut in  Wallung. Aber Moment mal - das Schloss liegt mitten im Ort? Kein dichter undurchgründlicher Wald und Nebel um die Burg herum, sondern Häuser und massenhaft Touristestände? Zu dem ist schönster Sonnenschein? Wie bitte?! Hat schon mal jemad gehört wie Dracula eines schönen Sonntags Morgens beschlossen hat zum baden an den Waldsee zu gehen?! Fröhlich an den Nachbarn vorbei, noch ein kleines Schwätzchen geführt und dann ab ins Vergnügen. Und da sitzt er dann, schlürft seine Bloody Mary, plantscht mit den Füßen im Wasser, hat Sonnenschutzfaktor 530 auf der Haut und genießt das schöne Leben! Also, da stimmt doch was nicht!


nicht mal ein Bild, das Einsamkeit vorgaukelt ist machbar...

Naja, die ganze Dracula Geschichte ist ja eh nur für die Touristen. Vlad war wahrscheinlich nur eine einzige Nacht auf Schloss Bran. Aber die Burg ist trotzdem recht beeindruckend mit all den verwinkelten Gängen und vielen kleinen Balkons.

aber es ist ja auch so schön, nicht!?

Der nächste und letzte Stopp ist in Râşnov. Diese Burganlage ist die älteste und damit auch die am wenigstens erhaltene. Es ist sonnig und heiß, die Aussicht ist gut und ich handel etwas mehr Zeit heraus um alles in Ruhe sehen zu können.

Râşnov
die Dritte im Bunde

Braşov wird von mir in den folgenden Tagen weiter erkundet. Die Stadt ist von Sachsen gegründet und so kommt einem die Architektur auch sehr heimisch vor.

das könnte doch wirklich auch bei der Inge drüben in
duweißtschon wo sein

Ich laufe zur Zitadelle und genieße die Aussicht und an einem anderen Tag den Hügel zum Braşov-Schriftzug hoch. Dort angekommen habe ich eine phänomenale Aussicht. Auf dem Rückweg nehme ich jedoch eine flasche Abbiegung und laufe einen riesigen Umweg. Mir macht es nichts aus, die Zeit in der Natur ist mir sehr willkomen, doch als es langsam dunkel wird und ich Geräusche aus dem Dickicht höre, muss ich mich dann doch beeilen, hier gibt es Wölfe und Bären!

Bitte tief einatmen!

Vampire habe ich auch nicht gesehen, lediglich Unmengen an blutdurstigen Moskitos sind auch hier wieder unterwegs.
Bei all dem bleibt auch Zeit meine Buch mit Zaras Kopf, dem Hostelhund, auf dem Schoß zu Ende zu lesen (und gegen ein neues einzutauschen) und Tee zu trinken.

Zara

Natürlich muss ich einen Colac Secuiesc essen. Unter anderem Namen gab es das ja schon in Ungarn und Kroatien, aber aus Siebenbürgen soll diese Köstlichkeit ursprünglich sein - und siehe da, hier ist der leckere Kuchen auch gleich mal doppelt so groß. Da bleibt auch noch etwas für die Zugfahrt nach Bukarest am nächsten Tag übrig.

06 Tage | 05 Nächte || 30|08|2013 - 04|09|2013

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