Donnerstag, 12. Juni 2014

Schock in Sài Gòn

Bei Schock und Vietnam denkt man ja gleich an Kulturschock und den hatte ich sicher auch, doch in den ersten Stunden in Sài Gòn fühle ich mich als hätte man mir mit einem Brett der Dimension Redwood eins übergezogen, weil mein Gepäck nicht mit mir gereist ist. Ähm, wie bitte?! Und wo ist es? Das weiß man auch nicht so genau. Könnte noch in San Francisco sein, oder in Manila (wo ich zwischengelandet bin) oder vielleicht ist es in einem ganz anderen Flieger gelandet, wer weiß das schon. Wie beruhigend! Und wie nett, dass das Personal am Schlater für verlorened Gepäck so viel zu tun hat. Aber was mich wirklich wieder runter bringt, ist die Tatache, dass hier niemand zu verstehen scheint das mein ganzes verdammtes sch*** Leben in diesem Rucksack ist - und das meine ich durchaus im wörtlichen Sinne und nicht nur im übertragenen!

Ja, Jungs, das frag ich mich auch:
was ist hier eigentlich los?

Ich taumel also zum Geldautomaten und weil ich mich mit der Währung hier noch nicht so auskenne hebe ich einfach mal den größt möglichen Betrag ab, den man bekommen kann. Denn es könnte ja durchaus sein, dass ich mich in den nächten Tagen komplett neu einkleiden muss. Ach ja, ich trage Jeans, Wollpullover und Jacke, es sind gefühlte 35 Grad und ich habe keine Wechselschen dabei. Notiz an das zukünftige Selbst: immer Wechselsachen im Handgepäck, IMMER! Meine Scheine sind dann auch gleich mal viel zu groß, um sich damit ein Busticket zu kaufen. Desalb bezahlt die sehr nette Frau, die hinter dem Busfahrer sitzt für mich. Im Bus warte ich geduldig auf meinen Stopp, das einzige Problem, ich verstehe keinn einzies Wort von dem was die Durchsage ankündigt (klar, ist ja auch vietnamesisch...). Also zeige ich der Frau neben mir den Zettel mit der Wegbeschreibung und sie gibt mir zuverstehen ich soll mit ihr gehen - ein echter Glücksfall! Denn ohne sie könnte ich, einmal aus dem Bus draußen, nicht mal die Straße überqueren. Ich mache hier keine Scherze, oder poliere das aus unterhaltsamen Gründen auf (abgeshen von der Tatsache, das es nichts zu lachen gibt, wenn ich mitten in Sài Gòn am Straßenrand festklebe und meinen eigenen Tod in Form einer Endlosschleife vor meinem inneren Auge sehe - Motorroller überrollen mich, Motorroller überrolen mich, Motorroller überrollen mich.). Hier sind Millionen Motorroller unterwegs, die Straßen sind so breit, das bequem 7 nebeneinander in eine Richtung fahren können, was sie auch tun, und es gibt kein Ampeln, ich meine nada, zero! Weder für Fußgänger noch für Autos Motorroller. Die junge Frau ist schon halb über die Straße, als sie feststellt, dass ich immer noch im Schockzustanden am anderen Straßenrand stehe. Also kommt sie zurück, packt mich beherzt am Oberarm und führt mich über die Straße. Weiter geht es zum Hostel, an dessen Tür sie mich plichtbewusst abliefert und ich bin ihr für ihre Hilfe so unglaublich dankbar, dass ich ihr all mein Geld geben will, oder eine große herzliche Umarmung, doch beides ist in Vietnam nicht gerade angebracht, also bleibt mir nur sehr oft "Thank you so much" zu sagen. Notiz an das zukünftige Selbst: so schnell wie möglich "Thank you so much" auf vietnamesisch lernen.

kleine Straße, mit wenig Verkehr!
kleiner Schrein für gutes Omen an der Eingangstür

Beim einchecken will ich nur wissen ob hier öfter Leute ohne Gepäck ankommen, und ob das dann wieder auftaucht. Cherry sagt immer nur "ja" und ich bin mir nicht sicher ob sie versteht was ich sage oder den Grad meiner Verzweiflung. Mir bleibt also nur warten, wa ich tue, denn ich bin viel zu verwirrt um irgendetwas touritisches zu unternehmen und vor der Tür wartet eh der total durchgeknallte Verkehr Sài Gòns, also bleibe ich lieber im Hostel. Das Warten hat nach 36 Stunden ein Ende - mein Gepäck ist back und mit ihm meine Lebens- und Unternehmungsfreude! Aber ich kanns nicht oft genug sagen: immer 'nen Schlüppi im Handgepäck!

Notre-Dame Basilika
Rathaus mit Hồ Chí Minh Statue davor
in der Bến Thành Markthalle

Ab Tag drei wird Sài Gòn also erkundet, das tue ich einen großteil der Zeit mit Elle zusammen. Sie ist aus den Niederlanden und hier gerade aus Kambodscha angekommen. Wir schauen uns die wichtigsten Bauwerke an und enden an der Blumenstraße.

die Frau tärgt ein Áo dài, traditionelles vietnamesisches Kleid

Das ist eine ganze Straße mit Blumen geschmückt, anlässlich des chinesischen Neujahrfests, das bald ist, dann beginnt des Jahr des Pferdes. So feier ich hier also zum zweiten Mal Neujahr, wieder mit Feuerwerk. Diesmal gibt es obendrein, bunte Leuchtreklame und Pferdemotive überall und über die Feiertage nimmt der Verkehr auch ab, dennn alle fahren aufs Land zu ihren Familien um dort mindestens drei Tage zu feiern. Die ganze Stadt ist mit gelb-orangen Blumen geschmückt, die extra für Neujahr gezüchtet werden. Die Farbe symbolisiert Gold, und Gold symbolisiert natürlich alles was gut und teuer ist.

Neujahr zum zweiten
Neujahrskarpfen auf vietnamesisch
Bến Thành Markthalle in Festbeleuchtung

Elle und ich schauen uns an einem der Feiertage eine Pagode an und dort wird zu diesem Anlass gebetet was das Zeug hält. Es ist sehr interessant und wir treffen ein kleines Mädchen, dass und vietnamesisch lernt, und sie ist ein strenger Lehrer. Bitte Nachsprechen: một, hai, ba, bốn, năm, sáu, bảy, tám, chín, mười!

Willkommen am Mekong!
Touristenmassenabfertigung
Kokosbonbonmasse

Von Sài Gòn aus mache ich einen Ausflug ins Mekong Delta und sehe so den mysteriösen Mekong gleich zu Beginn meiner Reise in Südostasien, er wird mich begleiten. Auf dem Ausflug besuchen wir eine Honigfarm und sehen wie Kokosnussbonbons gemacht werden.

DIE Schlange

Auserdem fasse ich eine Phyton an, aber das nur nebenbei. Kleiner Scherz - ich fasse eine Phyton an! Ich habe so Angst vor Schlangen, das ich meine Füße mit hoch in den Sessel nehme, wenn nur eine im Fernsehn zu sehen ist. Und dann ist da diese riesige Tier, das man sich um den Hals legen lassen kann und alle fassen es an und ich denke mir: das ist vielleicht die einzige Gelegenheit in meinem Leben, ich kann das, stell dich der Angst und so psychologische Motivationssätze von Kalenderblättern eben. Und ich fasse sie an und es ist überraschen und vollkommen anders als ich dachte!

Markt in Chinatown
alles Orangen, teuerstes Obst Vietnams

Ich mache mit Elle zudem einen Ausflug nach Chinatown (seltsam das es auch in hier Chinatowns gibt, oder) und wir essen Unmassen an frischem Obst - mein Favorit ist die Drachenfrucht. Wenn wir das Obst nicht essen, trinken wir es, denn es gibt überall frische Fruchtshakes für fast kein Geld.

festlich verzierte Melonen

Elle überredt mich obendrein zur ersten Mani- Pediküre meines Lebens. Also ich muss sagen, ich mach das lieber selber... Da so in einem Sessel sitzen, Hände und Füße von sich gestreckt und jemand macht da dran rum, ich denke es gibt schöners.
Am Abend essen wir meist in einem der vielen Restaurants im Backpackerviertel. Das ist zwar sehr touristisch, doch da mein Magen noch nicht an asiatisches Essen gewöhnt ist, esse ich für den Anfang lieber das Essen auf westlichem Standard zubereitet und zudem ist es dort immer krachend voll und so gibt es viel zu sehen. Für wagemutigere gibt es in Sài Gòn so einige Delikatessen: Hühnerfüße, Schnecken, Muscheln und getrocknete Tintenfische erfreuen sich größter Beliebtheit.

Streetfood

Nach knapp einer Woche fühle ich mich bereit, das Abenteuer Vietnam anzugehen und weiter zu reisen. Ich habe mich so weit aklimatisiert, dass ich ohne Probleme und Hilfe die Straße überqueren kann. Das Geheimnis ist einfach: niemals stehen bleiben!

08 Tage | 07 Nächte || 27|01|2014 - 03|02|2014

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