Montag, 30. Dezember 2013

Verblichenes Varna

Die Zugfahrt von Bukarest nach Varna führt mich durch ländliche Regionen Rumäniens und Bugariens und hier reiht sich ein Feld ans andere und ich lass mir den Wind durch die Haare wehen, denn hier kann man die Fenster im Zug tatsächlich noch weit genug öffnen für solche Vorhaben. Zwischendurch halten wir an halb verfallenen Gebäuden, die sich als Bahnhof herausstellen und dort wartet dann schon mal eine Omi mit Kopftuch und einer Ziege auf jemanden der mit dem Zug zu Besuch kommt.
In Varna komme ich an, als es bereits dunkel ist, denn es ist inzwischen September und die Sonne geht auch im Süden eher unter.
Varna soll einer der großen Badeurlaubsorte zu DDR-Zeiten gewesen sein (sagt die Mutti). Davon hatte ich keine Ahnung, doch ich kann sehen warum, auch wenn der Glanz etwas verblasst ist oder von der Sonne ausgeblichen. Die kleine Innenstadt hat viele schöne Häuser zu bieten.

mit frischer Farbe schon wieder aufpoliert
noch recht orginalgetreu
und so sieht's außerhalb der Innenstadt aus

Mich zieht es aber vor allem zum Strand! Am schwarzen Meer bin ich zum ersten Mal und hier gibt es nun endlich auch Sandstrand.

endlich Sandburgen!

Am Abend gehe ich in eine der vielen Strandbars. Und da sitze ich, mitten in der Nacht am Strand, mit bunten Lichtern, Sonnenschirmen aus Palmwedeln, einem Cocktail und zwei deutschen Mädels und einem Polen. Dazu gibt es Live Hip Hop auf bulgarisch. Schön und verrückt.


Doch es geht noch viel verrückter, nur Geduld!
Ich schaue mir die Ruinen der Römischen Therme an und das Archäologische Museum. Die Ruinen sind recht beeindruckend und ich treffe ein altes deutsches Päarchen die laut über mich reden. Immer eine schlechte Idee, denn Deutsche sind fast wie Australier - überall. Und von uns gibt es zudem viel mehr als von den Australieren.


Im archäologischen Museum gibt es das angebliche älteste, bearbeitete Gold der Menschheit zu bewundern. Ich mache heimlich ein Bild, also sagts keinem weiter.

Archäologisches Museum
Innenhof
Grab Nummer 43

Ein Aquarium gibt es auch, doch ich schaue mir nur das Minatur Schwarze Meer davor an. das dient den Kindern als Spielplatz.


Doch die Hauptattraktion ist eine ganz andere. Ich bin sicher schon dreimal daran vorbei gelaufen, bevor ich mitbekommen was hier eigentlich los ist. Aber die Ansammlung von Rentnern habe ich einfach nicht gleich als Hinweis ernst genommen. Es handelt sich um einen Bierautomat - tattaa! Na, seit ihr schon begeistert und wollt auch gleich nach Varna fahren?!

Leicht zu übersehen, doch sicher nicht zu verpassen!

Hier die Details: man muss ganze 3 Minuten vor diesem Automat mucksmäuschen still halten und dann kommt eine Dose Bier als Belohnung heraus, also für kein Geld, kostenlos sozusagen. Ist das nicht unglaublich großartig! Ich frage mich wer auf diese durchgeknallte Idee gekommen ist. Doch noch mehr interessiert mich, warum ausschließlich Renter in der Schlange stehen. Ist das eine besonders große Mutprobe für ältere Leute drei Minuten still zu stehen - ich meine, ich kann mir vorstellen, dass es im Alter schwerer wird, oder üben die hier schonmal für später, also das Nachleben?! Ist in den Dosen vielleicht etwas anderes als Bier, dass sich massenhaft Rentner anstelle von jungen Leuten einreihen. Ist da ein Morphiumshot im Bier? Oder etwas gegen Bluthochdruck? Es gibt einfach Rätsel die einem immer verschlossen bleiben werden. Das muss ich wohl akzeptieren, denn erst eine Stunde in der Schlange stehen und dann drei Minten in Totenstarre vor einem Automaten, kommt für mich nicht in Frage, auch nicht um dieses Geheimnis zu lüften.
Ich kaufe mir lieber ein paar weintrauben auf dem Wochenmarkt, direkt vor dem Hostel. Und das sind die größten Weintrauben die ich jemals gesehen habe. Dan mache ich einen Spaziergang am Stand, zum Leuchtturm und beobachte die Angler.


Hier in Bulgarien scheinen sie ein Problem mit Straßenkatzen zu haben. Die sind massenhaft unterwegs und durchwühlen die Mülltonnen. Im Hostel trefe ich einen Bulgaren, der am nächsten Tag von einer der Brücken springen will - natürlich mit einem Fallschirm im Gepäck. Er arbeitet an der bulgarisch-türkischen Grenze, also sehen wir uns vielleicht bald wieder. Und er trinkt eine ganze Flasche Jonny Walker über den Abend, da muss sich wohl jemand Mut antrinken, aber bei seiner Enormen Statur macht das vielleicht auch keinen Unterschied, ob es ein Glas oder eine Flasche ist.

Liam!
Wein und Fahrradfahren, ganz dein Geschmack!

Er will mich mitnehmen zum Fallschirmspringen, doch ich fahre am nächsten Tag schon weiter nach Nessebar. Ein weitere Top DDR-Destination wie ich höre.

05 Tage | 04 Nächte || 10|09|2013 - 14|09|2013

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