Dienstag, 31. Dezember 2013

Nacht in Nessebar

Ein weiterer Kleinbus, diesmal ist mehr Platz und die Fahrt dauert ja auch nicht so lang. Nessebars Altstadt liegt auf einer Halbinsel die durch eine breite Straße mit dem Festland verbunden ist. Mit Ihren ehemals 40 Kirchen- viele sind nur noch Ruinen - und der einmaligen Architektur gehört Nessebar zum UNESCO Welt-Kulturerbe.

Altstadt von weiten
näher
und noch näher

Ich muss erstmal meine Unterkunft finden, und die liegt nicht in der Altstadt, ich reise ja nicht auf großem Fuß. Sie liegt in der Edelweiss Straße und ist nicht so einfach zu finden, denn die Straßennummern sind hier recht verwirrend angeordnet. Es spricht mich dann auch ein Mann an und fragt ob ich die Pension Edelweiss suche, man wartet schon auf mich. Ich wohne in der Wohnung einer älteren Dame, und es ist alles da, ich habe ein Zimmer für mich und einen kleinen Balkon, die Wohnung verbreitet mit ihrer Oma-Atmosphäre Gemütlichkeit und Wohlbefinden.
Ich bin nur für zwei Tage in Nessebar also geht es gleich zurück in die Altstadt.

eine der vielen Kirchenruinen
am Hafen

Dort sind neben den vielen Kirchen auch viel Touristen. Dadurch ist natürlich auch alles voll mit den üblichen Verdächtigen in Sachen sinnlose und nutzlose Souvenierstände. Dazwischen verkaufen Omas selbstgefertigte Spitzendeckchen, aber das kann man ja selber, dafür muss man keine Geld ausgeben. All das hält mich nicht davon ab, die Sonne zu genießen und die Augen offen zu halten für die schönen und lustigen Motive, wie diese:

er verkauft den Honig nicht nur, er produziert ihn auch,
denn er ist eine grazile, kleine Honigbiene
rausgeputzt mit Rüschenstrümpfchen
und perfekt geflochtenem Haar

Den zweiten Tag bin ich am Strand. Zwischen den zahlreichen und riesigen Hotelkomplexen findet sich ein Strandabschnitt nach meinem Geschmack, an dem ich den wirklich goldgelben Sand genieße und zwischendurch ins Wasser laufe. Springen kann man das nicht nennen, denn das Wasser ist Ewigkeiten sehr flach und man muss sich praktisch hinsetzen um komplett nass zu werden.

Wunderbar!

Vom Stand aus habe ich die Altstadt perfekt im Blick und am Nachmittag mache ich mich erneut auf dort hin. Ich schlendere nochmals durch die Gassen und am Hafen entlang und bekomme einen ganz spektakulär, farbenpächtigen Sonnenuntergang am Abend.


In der Nacht leben die Straßen in Nessebar noch einmal richtig auf. Alle scheinen die kühleren Stunden abzuwarten um sich dem Kaufrausch an den Souvenierständen hinzugeben. Auf solch billige Tricks falle ich natürlich nicht hinein. Ich suche hingegen mal wieder nach dem besten Eis, bleibe aber bei einem Stand mit kleinen donutähnlichem Gebäck hängen und die werden dann auch gleich mein Abendbrot, während ich Kinder mit Lichterschwertern und Erwachsene mit vermeindlich billig erstandenem Kunsthandwerk beobachte, genieße auch ich die Nacht in Nessebar. Dann geht es zurück zur bulgarischen Omi und ab ins Bett, morgen geht es schon weiter - immer weiter Richtung Süden.

03 Tage | 02 Nächte || 14|09|2013 - 16|09|2013

Guten Rutsch euch allen, da draußen! 
(Wer wissen möchte, warum man "Guten Rutsch" sagt, schaut sich die Sendung mit der Maus vom Sonntag noch mal an. Viel Spaß!)

Montag, 30. Dezember 2013

Verblichenes Varna

Die Zugfahrt von Bukarest nach Varna führt mich durch ländliche Regionen Rumäniens und Bugariens und hier reiht sich ein Feld ans andere und ich lass mir den Wind durch die Haare wehen, denn hier kann man die Fenster im Zug tatsächlich noch weit genug öffnen für solche Vorhaben. Zwischendurch halten wir an halb verfallenen Gebäuden, die sich als Bahnhof herausstellen und dort wartet dann schon mal eine Omi mit Kopftuch und einer Ziege auf jemanden der mit dem Zug zu Besuch kommt.
In Varna komme ich an, als es bereits dunkel ist, denn es ist inzwischen September und die Sonne geht auch im Süden eher unter.
Varna soll einer der großen Badeurlaubsorte zu DDR-Zeiten gewesen sein (sagt die Mutti). Davon hatte ich keine Ahnung, doch ich kann sehen warum, auch wenn der Glanz etwas verblasst ist oder von der Sonne ausgeblichen. Die kleine Innenstadt hat viele schöne Häuser zu bieten.

mit frischer Farbe schon wieder aufpoliert
noch recht orginalgetreu
und so sieht's außerhalb der Innenstadt aus

Mich zieht es aber vor allem zum Strand! Am schwarzen Meer bin ich zum ersten Mal und hier gibt es nun endlich auch Sandstrand.

endlich Sandburgen!

Am Abend gehe ich in eine der vielen Strandbars. Und da sitze ich, mitten in der Nacht am Strand, mit bunten Lichtern, Sonnenschirmen aus Palmwedeln, einem Cocktail und zwei deutschen Mädels und einem Polen. Dazu gibt es Live Hip Hop auf bulgarisch. Schön und verrückt.


Doch es geht noch viel verrückter, nur Geduld!
Ich schaue mir die Ruinen der Römischen Therme an und das Archäologische Museum. Die Ruinen sind recht beeindruckend und ich treffe ein altes deutsches Päarchen die laut über mich reden. Immer eine schlechte Idee, denn Deutsche sind fast wie Australier - überall. Und von uns gibt es zudem viel mehr als von den Australieren.


Im archäologischen Museum gibt es das angebliche älteste, bearbeitete Gold der Menschheit zu bewundern. Ich mache heimlich ein Bild, also sagts keinem weiter.

Archäologisches Museum
Innenhof
Grab Nummer 43

Ein Aquarium gibt es auch, doch ich schaue mir nur das Minatur Schwarze Meer davor an. das dient den Kindern als Spielplatz.


Doch die Hauptattraktion ist eine ganz andere. Ich bin sicher schon dreimal daran vorbei gelaufen, bevor ich mitbekommen was hier eigentlich los ist. Aber die Ansammlung von Rentnern habe ich einfach nicht gleich als Hinweis ernst genommen. Es handelt sich um einen Bierautomat - tattaa! Na, seit ihr schon begeistert und wollt auch gleich nach Varna fahren?!

Leicht zu übersehen, doch sicher nicht zu verpassen!

Hier die Details: man muss ganze 3 Minuten vor diesem Automat mucksmäuschen still halten und dann kommt eine Dose Bier als Belohnung heraus, also für kein Geld, kostenlos sozusagen. Ist das nicht unglaublich großartig! Ich frage mich wer auf diese durchgeknallte Idee gekommen ist. Doch noch mehr interessiert mich, warum ausschließlich Renter in der Schlange stehen. Ist das eine besonders große Mutprobe für ältere Leute drei Minuten still zu stehen - ich meine, ich kann mir vorstellen, dass es im Alter schwerer wird, oder üben die hier schonmal für später, also das Nachleben?! Ist in den Dosen vielleicht etwas anderes als Bier, dass sich massenhaft Rentner anstelle von jungen Leuten einreihen. Ist da ein Morphiumshot im Bier? Oder etwas gegen Bluthochdruck? Es gibt einfach Rätsel die einem immer verschlossen bleiben werden. Das muss ich wohl akzeptieren, denn erst eine Stunde in der Schlange stehen und dann drei Minten in Totenstarre vor einem Automaten, kommt für mich nicht in Frage, auch nicht um dieses Geheimnis zu lüften.
Ich kaufe mir lieber ein paar weintrauben auf dem Wochenmarkt, direkt vor dem Hostel. Und das sind die größten Weintrauben die ich jemals gesehen habe. Dan mache ich einen Spaziergang am Stand, zum Leuchtturm und beobachte die Angler.


Hier in Bulgarien scheinen sie ein Problem mit Straßenkatzen zu haben. Die sind massenhaft unterwegs und durchwühlen die Mülltonnen. Im Hostel trefe ich einen Bulgaren, der am nächsten Tag von einer der Brücken springen will - natürlich mit einem Fallschirm im Gepäck. Er arbeitet an der bulgarisch-türkischen Grenze, also sehen wir uns vielleicht bald wieder. Und er trinkt eine ganze Flasche Jonny Walker über den Abend, da muss sich wohl jemand Mut antrinken, aber bei seiner Enormen Statur macht das vielleicht auch keinen Unterschied, ob es ein Glas oder eine Flasche ist.

Liam!
Wein und Fahrradfahren, ganz dein Geschmack!

Er will mich mitnehmen zum Fallschirmspringen, doch ich fahre am nächsten Tag schon weiter nach Nessebar. Ein weitere Top DDR-Destination wie ich höre.

05 Tage | 04 Nächte || 10|09|2013 - 14|09|2013

Sonntag, 29. Dezember 2013

Betonwüste Bukarest

Der Zug führt mich durch malerische Landschaften Transilvaniens und auf einmal ist alles wieder flach, es ist wieder warm bis heiß und ich bin in Bukarest angekommen.
Der Weg vom Bahnhof zum Hostel führt an unendlich viele Straßenhunden vorbei, entsprechend riecht es auch an vielen Ecken und die Nachbarschaft meines Hostels erscheint eher wie eine Kleinstadt als eine 2 Millionen Metropole. Leute sitzen mit ihren Gartenstühlen am Straßenrand und schwatzen, die Hunde wühlen im Müll und Autos kommen nur selten vorbei.

Schwatzen und Füttern

Mein Hostel bietet einen gemütlichen Teepavilion im Garten und obendrein eine Hängematte. So lässt es sich leben, sag ich mal. Mein neues Buch zieht mich auch gleich in den Bann, und so werde ich zum Hängemattenlangzeittester.
Bukarest ist trotz allem eine Großstadt und läuft man ein paar Meter Richtung Innestadt wird es dann auch bunter und lebendiger. Ich erkunde die Stadt erstmal mit einer weiteren freien Stadttour.


Auf der treffe ich ein australisches Mädchen wieder, dass ich schon in Split im Hostel kennengelernt hatte. Australier sind einfach überall! Zudem sind ein Schweitzer und ein Engländer mit auf der Tour, mit denen ich am Abend rumänisch essen gehe. Hier gibt es viel Polenta, Kraut und Schweinefleisch - ich esse Sarmale mit Mămăligă. Und es ist alles lecker! Die weiße Bohnenpaste als Vorspeise ist vielleicht mein neuer Liebling.


Ich könnte mir auch eine Thüringer Rostbaratwurst am Würstelstand kaufen. Aber irgendwie sieht die ganz genauso wie die Krakauer, das Hot Dog und jede andere Wurst auf dem Menu aus. Seltsam!

irgendwie hab ich die anders in Erinnerung

Bukarest hat das zweitgrößte (nicht sakrale) Gebäude der Welt zu bieten. Das Parlamentsgebäude kann nur mit Anmeldung besichtigt werden und am Eingang erfolgen strenge Sicherheitskonntrollen. Und wer macht erstmal ein Bild von den Sicherheitskäften am Eingang, natürlich die deutschen, nein Enschludigung, die bayrischen Touristen. Na, das kann man ja auch nicht wissen! Nee, dafür müsste man wirklich zu lang nachdenken, und man ist ja nicht zum Denken im Urlaub. Das Gebäude ist riesig, enorm und häßlich wie die Nacht. Da hilft es auch nicht, das man uns die unglaublichen Summe aufzählt, die der Bau und die Innenausstattung gekostet haben. Der wohl größte Beweis, dass man Stil nicht kaufen kann.

so groß, dass es nicht mal ins Bild passt
zweiter Versuch, immer noch zu groß

Bukarest ist eine seltsame Stadt. Hier hat sich Ceauşescu ordentlich ausgetobt. Sogar der Fluß Dâmbovita der durch die Stadt fließt, tut dies in einem Betonbett. Also ich war noch nie in Paris, aber Bukarest "kleines Paris" zu nenne ist sicher nicht im Sinne Frankreichs! Da hilft es auch nicht das Ceauşescu sich eine große Prachtstraße in die Mitte der Stadt gebaut hat und diese um gnaze 30 cm breiter ist als der Champs-Élysées.

betoniertes Flußbett im Vordergrund
Prachtstraße zum Parlament

Die Sozialistische Area ist omnipräsent. Nicht nur durch grauen Beton. Denn hier sind die Kirchen versteckt wurden. Sie finden sich in Hinterhöfen und versteckt zwischen zwei großen grauen, na, könnt ihr es euch denken, natürlich - Betonkomplexen.

gut versteckt und trotzdem bemerkt
Triumpfbogen

Man versucht aber alles seinem französischen Vorbild nachzueifern und so gibt es auch einen Triumpfbogen am Rande des Herăstrău-Parks.
Dieser Park ist mit einer Größe von 187 Hektar eine schöne Abwchslung zu all dem Grau. Hier ist ein großes Freilichtmuseum mit rumänischen, traditionelen Bauten aus allen Regionen des Landes.


Das ist nicht nur ein schöner Spaziergang für den Sonntagnachmittag, sondern auch eine kleine Bildungsreise zum Anfassen, denn in einige der Orginalhäuser, die aus allen Ecken des Landes hier her transportiert wurden, kann man auch hineingehen.


Zum Abschluß des Parkbesuchs und meines Bukarestbesuches gibt es einen Sonnenuntergang am See.
Da sind sogar sozialistische Klotzbauten auf einmal sehenswert. Aber ich finde die Archtiektur in Bukarest generell wesentlich interessanter als viele andere Reisegefährten. Vielleicht ist das meine ostdeutsche Herkunft, die hier durchkommt.

Respekt dem, der da den Durchblick behällt

Bukarest ist mein letztes Ziel in Rumänien, jetzt geht es weiter nach Bulgarien und ans schwarze Meer!

07 Tage | 06 Nächte || 04|09|2013 - 10|09|2013