Donnerstag, 19. September 2013

Miran & Miram in Mostar

Lang nichts geschrieben, deshlab schnell ein paar aktuelle Informationen, bevor es chronologısch weiter geht: ich bin bereits durch vier weitere Länder gereist und heute habe ich Europa verlassen - naja - fast, zur Hälfte. Aber eins nach dem anderen, erstmal Bosnien:

Die Fahrt nach Bosnien bringt den ersten kurzen Schauer seit dem Balaton mit sich. In Mostar angekommen ist alles vergessen, die Sonne scheint und das Hostel ist schnell gefunden.

der ertse Eindruck

Mirans Hostel ist schon fast eine Legende! Ich habe ein Bett bei Mirans Onkel im Haus, am Abend gibt es selbstgemachtes Baklava von Mirans Mutter (der Ramadan ist vor wenigen Tagen beendet wurden) und Miran zeigt uns ein Video von sich und seiner Familie während des Krieges. So lerne ich an einem Abend fast die ganze Familie kennen, und den Klang von einschlagenden Granaten.

Derwischhaus gleich neben der Quelle

Am nächsten Tag geht es auf zu Mirans berühmter Herzegowina Tour. Es geht nach Blagaj zum Tekija, einem Derwisch Haus. Doch erstmal gibt es Frühstück, echt bosnisch - Burek. Danach ein Schluck aus der Quelle der Burna. Im Tekija müssen wir uns dann standesgemäß verschleiern, auch wenn gerade keine Derwische anwesend sind. Miran und sein Cousin erklären uns einiges über die Derwische und die bosnische Kultur. Erleuchtung des Tages - der Name Herzegowina kommt aus dem deutschen und kombiniert die Worte Herzog und Wein, da hätte man aber auch wirklich selbst drauf kommen können...
Weiter geht es nach Počitelj. Unser Kleinbus braucht viel länger als die beiden anderen Autos, weil Miran uns so viel vom Krieg erzählt - wie immer bei diesem Thema ist Miran enthusiastisch und da wird das Tempo kurzerhand gedrosselt, weil man eine Hand zum gestikulieren braucht. Počitelj bietet einen architektonischen Mix aus mittelalterlicher und ottomanische Architektur. Dazu kommt eine atemberaubende Kulisse mit dem Neretva Fluß im Tal.

Počitelj von der Ruine der ottomanischen Festung aus

Kroatien ist nicht mehr als zwei Stunden entfernt, doch es fühlt sich wie eine andere Welt an. Die einzige Gemeinsamkeit sind die Temperaturen, auch hier ist es mal wieder heiß, gut, dass es weiter zu den Kravice Wasserfällen geht. Das Wasser ist eisig! Miran gibt uns eine Führung, denn hier sind ein paar gefährliche Strömungen dabei und zeigt uns wo man springen kann und wo lieber nicht. Am Ende ist mir kalt - das ist mal etwas anderes! Die Sonne wärmt schnell wieder auf und das bosnische Essen vom Grill, serviert mit Ajva, Brot, Rakia und Bier wärmen von innen.

dahinter bin ıch durchgelaufen - beinah Bikini verloren!

Eins der Mädchen auf der Tour ist katholisch und will deshalb nach Međugorje. Hier wird Glauben am Fließband  seviert, es gibt Reihen zur Beichte in bosnisch, englisch, italienisch und ein riesiges Ausengelände für den Gottesdienst. Das ist mehr eine Fabrik als alles andere.
Zu guter Letzt geht es zurück nach Mostar und Miran fährt uns hoch auf die Berge zur ehemaligen Frontlinie. Hier sollte man sich nicht zu weit von den Wegen entfernen, da immernoch unzählige Landmienen an zu finden sind. Miran zeigt uns die verlassenen Bunker. Am Horizont geht die Sonne unter. Ein unwirklicher Ort um dıe Schönheit der Natur zu bewundern.

perfekt getarnt

In den nächsten Tagen erkunde ich die Stadt etwas und gehe am Abend, nachdem die größte Hitze des Tages überstanden ist, mit Miram - Mirans Bruder, kein Scherz - auf einen Standtrundgang. Miram zeigt uns die Grenze zwischen den heute muslimischen und christlichen Stadtteilen, vor dem Krieg haben alle miteinander gelebt und gewohnt. Viele Häuser sind noch zerstört und man kann Einschusslöcher sehen, denn das Geld zum Wiederaufbau ist jahrelang in die Taschen korrupter Politiker geflossen.

Scharfschützenpunkt
in der Etage mit Fenstern wohnen Leute,
auch wenn es nicht so aussieht
eins der vielen Friedensgraffitis

An meinem letzten Tag sitze ich am Nachmittag lange unter der berühmten Brücke Mostars und warte darauf, das jemand springt. Je nach Wasserstand schwankt die Fallhöhe, aktuell sollen es 29m sein. Einige der einheimischen sammeln Geld bevor sie springen - jeder will es sehen, (fast) niemand traut sich.

die zahlreichen Zuschauer
ein Mutiger

Mich würde kein Geld der Welt dort herunter bringen. Mirans Horrorgeschichten von zwei australischen Touristen, die 80km entfernt in Kroatien ohne Arme und Köpfe gefunden wurden, nachdem sie letzten Herbst von der Brücke in Mostar gesprungen sind, bestätigen meine Sorgen! Ich schau lieber zu und mache Bilder, suche mir im Hostel neue Bücher und fahre schließlich weiter, in die Hauptstadt.

05 Tage | 04 Nächte || 10|08|2013 - 14|08|2013

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